Zehn Tipps für bessere Akustik in Großraumbüros

Großraumbüros sollen Zusammenarbeit, Kommunikation und Kreativität fördern. Die Raumakustik muss hier jedoch sehr gut geplant werden, damit es nicht zu lärmbedingtem Stress und Konzentrationsschwierigkeiten kommt. Akustik-Experte Pontus Thorsson erläutert die Grundlagen der Raumakustik in Großraumbüros und gibt wertvolle Hinweise für die Umsetzung.

In modernen Arbeitsplatzkonzepten wird häufig mehr Wert auf gute Zusammenarbeit als auf Einzelarbeit gelegt. Dieser Trendwechsel hat unterschiedliche Gründe. Untersuchungen haben beispielsweise gezeigt, dass sich Gedanken und Ideen besser im Team entwickeln lassen. Es gibt aber auch einen sozialen Aspekt. Unsere Gesellschaft wird immer digitaler. Dies führt dazu, dass wir weniger persönlich miteinander in Kontakt treten, sondern mehr über soziale Medien. Deshalb nimmt das Büro heute einen höheren Stellenwert im Rahmen unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens ein. Dies spiegelt sich in der Gestaltung der Büros wider: Sozialbereiche sind inzwischen wichtiger als ruhige Konzentrationsbereiche.

Gute Raumakustik herbeiführen

In Großraumbüros für gute und ausgewogene Akustik zu sorgen, ist nicht so einfach. Offene Lösungen bedeuten fast immer umfassende Kompromisse, was das akustische Umfeld angeht. Viele finden keine Bereiche, in denen sie sich konzentrieren und ungestört arbeiten können. Es entsteht Stress und die Leistung sinkt. Akustik-Experte Pontus Thorsson erläutert, dass dies jedoch gar nicht so sehr am Lärmpegel liegt, sondern eher an den mitgehörten Unterhaltungen. „Der Mensch hat sich aufgrund seiner gut entwickelten Sprache und seiner Fähigkeit zur Zusammenarbeit als Spezies durchgesetzt. Der Nachteil dabei ist, dass man unwillkürlich und unbewusst anderen Menschen zuhört. Sobald gesprochen wird, versucht das Gehirn, das Gesagte mitzuhören und zu verstehen. Deshalb fällt es Menschen schwer, unbeeinflusst weiterzuarbeiten, wenn in ihrer Umgebung Gespräche geführt werden“, erläutert Pontus Thorsson.

Es muss in Büros gar keine vollständige Stille herrschen. Genau genommen kann ein bisschen Abwechslung in der akustischen Umgebung sogar vorteilhaft sein. Es ist aber wichtig, dass Rückzugsräume vorhanden sind, in denen man ungestört und abgeschirmt von den Gesprächen der Kollegen arbeiten kann. „Am besten stellt man sich die eigene Tätigkeit vor und denkt an seine Arbeitsabläufe. Als Faustregel gilt: Es müssen Räume für alle Aufgaben und Tätigkeiten vorhanden sein. Das beginnt bei offenen Kreativbereichen und geht bis hin zu ruhigen Bereichen für konzentrierte Arbeit“, sagt Pontus Thorsson.

Wissenswertes zur Raumakustik

1.

Eine Akustikdecke ist ein guter Anfang. Sie sollte im gesamten Büro schalldämmend wirken.

2.

Vertikale Elemente zur Schalldämmung können sich für Räume eignen, die besonders ruhig sein müssen, aber auch für bestimmte Bereiche offener Umgebungen.

3.

Gespräche und andere Geräusche werden durch Regale mit Büchern und Ordnern gut diffundiert. Raumteiler können sich ebenfalls positiv auswirken.

4.

Vorhänge gestalten das Umfeld angenehmer, sowohl akustisch als auch visuell. Sie sollten aus dickem Stoff bestehen und mit etwas Abstand zur Wand/zum Fenster entfernt aufgehängt sein.

5.

Man sollte darauf achten, dass Bürostühle keine unnötigen Geräusche verursachen. Stühle mit Beinen sollten mit Filzauflagen ausgestattet werden. Stühle auf Rollen sollten auf schalldämmendem Material rollen.

6.

Schallabsorbierende Deckenelemente mindern effektiv die Grundlautstärke und verhindern, dass Schall sich ungehindert ausbreitet.

7.

Textile Bodenbeläge absorbieren hauptsächlich den Trittschall.

8.

Man sollte auch ausreichend Abstand zwischen Arbeitsplätzen lassen.

9.

Es ist wichtig, dass schalldichte Räume vorhanden sind, die als komplett isoliert wahrgenommen werden. Diese Räume eignen sich für vertrauliche Meetings oder für konzentrierte und ungestörte Einzelarbeit.

10.

Schalldichte Fenster sind wichtig, denn sie halten Außenlärm ab. Das ist natürlich für Büros in einem städtischen Umfeld oder in der Nähe einer Straße oder Eisenbahnlinie besonders wichtig.

Wie schützt man die Rückzugsbereiche?

Das Erfolgsrezept liegt nicht darin, absolut stille Büros zu erschaffen, sondern die Akustik auszubalancieren und jeweils ein geeignetes akustisches Umfeld für jede Aufgabe und Tätigkeit zu finden. Kreative Arbeit und gemeinsames Brainstorming funktionieren besser mit ein bisschen Leben im Hintergrund. Konzentrierte Arbeit kann wiederum unter Hintergrundgesprächen leiden. „Unser Gehör hat sich seit 50.000 Jahren nicht weiterentwickelt. Es ist nach wie vor auf die Klangwelt der Natur optimiert, und in der Natur herrscht niemals vollständige Stille. Vollständige Stille kann für viele Menschen sogar zum Problem werden. Vollständige Stille ist nicht unser Ziel, sondern eher das Gefühl von Ruhe und Ungestörtheit. Ruhige Bereiche sind in modernen Büros allerdings immer noch die Ausnahme“, sagt Pontus Thorsson.

Am effektivsten lässt sich ein ruhiger Bereich für konzentriertes Arbeiten durch schalldichte Wände herstellen. Ist dies nicht möglich, sind schalldämmende Trennwände ein guter Ersatz, die einen Raum im Raum bilden. Außerdem ist auf eine gute Schalldämmung der Decken und Wände zu achten, und zwar nicht nur in den abgetrennten Bereichen, sondern im gesamten Büro. Der Decke als größte Fläche fällt dabei die wichtigste Rolle zu.

Pontus Thorsson

Akustik-Experte und Gründer von Akustikverkstan

Pontus ist Doctor of Technology im Bereich der Akustik. Das Thema seiner Doktorarbeit betraf die Ausbreitung von Schall. Pontus hat langjährige Erfahrung als Akustikberater. Er forscht und lehrt an der Chalmers University. Pontus hat erfolgreiche Forschungsarbeiten über Schall durch Windenergieanlagen und die Akustik in Leichtbau-Gebäuden durchgeführt. 

Mehr darüber:  akustikverkstan.se