Riotte Büroeinrichtungen veranstaltet Diskussionsforum
Jochen Ehlgötz, Geschäftsführer der TechnologieRegion Karlsruhe, Michael Rausch vom Cyberforum und Benedikt Koziol, Referent für Grundsatzfragen bei der IHK Karlsruhe waren neben Shalini Boudier, Arbeitswelten-Expertin bei der EnBW, und Jens Böhnlein vom Immobilienunternehmen CA Immo die hochkarätigen Gäste des Diskussionsforums bei Riotte in Karlsruhe. Moderiert wurde es von Kinnarps-Marketingleiter David Wiechmann. Die rund 20 Besucher diskutierten engagiert mit.
Nach einer kurzen Einführung in das Thema durch Riotte-Geschäftsführer Eric Schäfer konfrontierte zunächst Dr. Stefan Rief vom renommierten Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) das Publikum mit einigen provokativen Erkenntnissen: „Die Arbeit wird sich verändern“, sagte der Wissenschaftler. „Wenn bald intelligente Systeme viele Aufgaben der Menschen übernehmen, müssen wir uns auf Tätigkeiten konzentrieren, die künstliche Intelligenz oder auch komplexe Algorhythmen nicht bewältigen können: Sensibler Kontakt mit anderen Menschen und kreative Wissensarbeit.“ Das werde auch angesichts anderer Einflussfaktoren wie demografischem Wandel, Fachkräftemangel und einer sich technologisch enorm schnell entwickelnden Gesellschaft erheblichen Einfluss auf die Arbeit von morgen haben. Organisatorisch als auch strategisch. Und vor allem: „Das wird sehr bald passieren – und zum Teil ist es schon da.“ Jens Böhnlein ergänzte: „Auch wenn uns das vielleicht nicht gefällt.“
Bei EnBW, so Shalini Boudier, hat man bereits reagiert, Prozesse eingeleitet und eine neue Arbeitskultur gemeinsam mit einer neuen Raumstruktur implementiert. Keine einfache Aufgabe, denn viele Kolleginnen und Kollegen hatten ihre Bürozelle in den vergangenen Jahrzehnten lieb gewonnen. Allerdings litten der Kommunikationsfluss und der Ideenaustausch, so dass man sich für eine Multispace-Lösung entschied. „Es war wichtig, die Mitarbeiter auf diesem Weg mitzunehmen. Wir haben fast 100 Workshops veranstaltet“, verriet Boudier.
Michael Rausch wiederum beschrieb, wie sich einige der knapp 1.200 Mitgliedsunternehmen des Cyberforums organisieren und einrichten: „Da steht ein Flohmarktsofa neben einer Stehlampe aus der Adenauer-Zeit. Die Leute wollen es wohnlich haben.“ Inzwischen entsenden viele große Konzerne Teams in start-up-ähnliche Arbeitsumgebungen wie etwa Coworking-Spaces, wusste Dr. Rief daraufhin zu berichten. Und auf die Frage, ob denn solche Verhältnisse auch auf den klassischen Mittelständler in der Region übertragbar seien, antwortete Benedikt Koziol von der IHK: „Wir haben eine sehr heterogene Struktur. Es gibt viele Unternehmen bei uns, die sind bei diesen Themen schon sehr weit. Andere wiederum spüren den Leidensdruck noch nicht.“ Jochen Ehlgötz verwies darüber hinaus darauf, dass man neben den Büroarbeitsplätzen das Handwerk einerseits und Dienstleistungsberufe vor allem in der Pflege andererseits nicht vergessen dürfe. Die Digitalisierung führt all diese Bereiche jedoch näher zusammen. So konnte Michael Rausch berichten, wie ein traditionelles lokales Unternehmen mit Hilfe eines Start-ups ein neues Geschäftsmodell entwickelt hatte. Und Shalini Boudier beschrieb typische Projektmanagement-Methoden aus der IT-Welt wie Scrum oder Design Thinking, die in den internen Workshops der EnBW zur Anwendung kamen. Alles bald ganz normal, auch wenn viele diese Begriffe heute noch googeln müssen? Nur: Wann findet dieses „bald“ statt? „Das ist egal“, meinte Benedikt Koziol, „es geht darum, dass die Unternehmen flexibel sein müssen, um schnell auf sich verändernde Entwicklungen reagieren zu können.“ Jens Böhnlein bestätigte das aus seiner Sicht als Bestandshalter und Vermarkter von Immobilien: „Wir müssen so bauen, dass der Mieter nachher absolut flexibel ist.“ Dennoch sollten die Unternehmen in etwa wissen, wohin sie gehen wollen und welche Ziele sie verfolgen. Vor allem, um die mittleren Führungsebene und die Beschäftigten motivieren zu können, diesen Weg ohne Widerstände und mit einer gemeinsamen Vision mitgehen zu können. Das bestätigten auch viele der Besucher, die sich mit der Zeit immer lebhafter in die Diskussion einschalteten. Ein Patentrezept für die Arbeitswelt der Zukunft gibt es jedoch scheinbar nicht. Riotte-Geschäftsführer Eric Schäfer schilderte aus seinen Erfahrungen mit Kunden, wie oft hier Unsicherheit herrschte und wie dankbar und aufgeschlossen seine beratende Unterstützung angenommen würde, wenn es um die Konzeption und die Umsetzung neuer Arbeitswelten geht. Nach dieser anspruchsvollen Veranstaltung in seinem Hause will man ihm das gern glauben.